SASCHA-BIANCA & INGO MAAS
IM INTERVIEW

Sascha-Bianca Maas, Ingo Maas (v.l.n.r.) Dr. Martin Dopychai auf den Dächern des Kölner Doms
Sascha und Ingo, Ihr habt Euch in den zurück liegenden 25 Jahren mit Eurer einzigartigen
gemeinsamen Technik einen Namen gemacht.
Wie genau entsteht Eure Kunst?
Ja, wir arbeiten auf eine Art und Weise, die heute wohl sehr ungewöhnlich ist, in der Vergangenheit aber ganz üblich war: In den Malerwerkstätten früherer Jahrhunderte waren unterschiedliche Spezialisten an der Entstehung ein und desselben Gemäldes beteiligt. Und auch wir erarbeiten zusammen jedes unserer großformatigen Bilder.
Ich nehme an, dass Sascha als studierte Textildesignerin sich mit Strukturen, Hintergründen und Farben befasst, während Ingo als akribischer Zeichner feine Linien und die konkreten Details daraufsetzt?
Bei den Bildern ist es so, dass sie im Entstehungsprozess einige Male zwischen unseren beiden Ateliers hin- und herwandern, und es wird immer mehr vom Kern der Motividee und von den entsprechenden Einzelheiten sichtbar. Wir vervollständigen und finalisieren im Wechselspiel unseren jeweiligen Part so lange, bis wir beide sagen: Exakt jetzt sollte man nichts mehr hinzufügen und nichts mehr wegnehmen – exakt jetzt sagt das Kunstwerk das aus, was wir mit ihm ausdrücken wollen.
Ingo hat ja auch zahlreiche Schwarz-Weiß-Zeichnungen zum Projekt beigetragen.
Genau, denn als leidenschaftlicher Zeichner fühlt man sich durch die vielen beeindruckenden Einzelheiten im und am Dom geradezu gedrängt, ihren Reiz auch einmal allein mithilfe des feinen Stifts wiederzugeben. So sind über die Jahre zusätzlich zu den gemeinsamen farbigen Kunstwerken im Großformat auch zahlreiche eigenständige Zeichnungen entstanden, die sich interessanten Details widmen – beispielsweise einzelnen Fialen und Strebebögen, Wasserspeiern und Skulpturen, aber auch Preziosen aus der Domschatzkammer. Diese in Schwarz-Weiß gehaltenen Zeichnungen aus dem Skizzenbuch wurden teilweise in einer Cut-Out-Technik erhöht montiert, was eine ganz besondere Wirkung ergibt: dreidimensional und objekthaft.
Ihr habt Euch ja schon eine Reihe von Themenfeldern künstlerisch erschlossen. Aber wie kam es zu der Idee, den Kölner Dom zum Gegenstand eines Projekts zu machen?
Uns als Rheinländern ist der Dom ja von Kindesbeinen an sehr nah, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Aber den Anstoß zur malerischen und zeichnerischen Auseinandersetzung hat letztlich unsere enge Verbindung zum Zentral-Dombau-Verein gegeben. Ein Freund aus den Reihen des ZDV, der uns und unsere Arbeiten gut kennt, auch frühere Werke der Themenkreise Architektur und Skulptur,hat uns die Anregung gegeben. Und von dem Moment an haben wir uns drei Jahre lang mit Haut und Haaren diesem Projekt verschrieben.
Was hat Euch künstlerisch daran besonders gereizt?
Zunächst einmal war uns bei der Recherche aufgefallen, dass es zwar sehr schöne historische Darstellungen des Doms gibt, dann natürlich die berühmten Warhol-Arbeiten und eine Vielzahl qualitätvoller Fotografien, vor allem fantastische ältere Lichtbilder – aber zeitgenössische KünstlerInnen befassen sich malerisch oder zeichnerisch kaum einmal intensiv
mit dem Dom. Das hat uns überrascht, gerade weil wir ihn als so unglaublich inspirierend empfinden. Wir möchten, in aller Demut vor diesem Wunderwerk, die Menschen gern einladen, den Dom durch unsere Augen aus anderer Perspektive wahrzunehmen und so seine Schönheit vielleicht noch einmal auf neue Art zu entdecken.
Wie seid Ihr dann bei der Beschäftigung mit dem Thema genau vorgegangen?
Wir wissen gar nicht mehr genau, wie oft wir seit Beginn des Projekts am und im Dom gewesen sind. Jedenfalls haben wir von den Fundamenten bis zu den Turmspitzen Inspirationen für Motive gesammelt, die aus teils ganz neuen Blickwinkeln auch ganz neue Perspektiven eröffnen können. Dabei konnten wir, nicht zuletzt mithilfe unserer Freunde vom ZDV, an allen möglichen und unmöglichen Stellen des Doms fotografieren und skizzieren. Und diese Vorarbeiten waren dann die Grundlage für den beschriebenen Entstehungsprozess der Kunstwerke in unseren Ateliers.
Nun präsentiert Ihr diese gemeinsam geschaffenen Kunstwerke zusammen mit Ingos zusätzlichen Zeichnungen im Original, aber diese Arbeiten fließen ja auch in eine limitierte Art Edition ein. Was hat es damit auf sich?
Für uns ist das in der Tat eine Art schöne Tradition, dass wir ausgehend von den Originalwerken sehr aufwendig und liebevoll gestaltete Publikationen kreieren. So können wir unsere Kunst einem größeren Personenkreis zugänglich machen. Gleichzeitig möchten wir so aber auch Zusatznutzen und zusätzliche Freude schaffen. Etwa durch erläuternde und einordnende Texte, die die Abbildungen der Werke in einem hochwertig gebundenen Kunstbuch begleiten; oder durch die Zugabe limitierter Drucke höchster Qualität. Und immer erwachsen diese Editionen aus einer engen Zusammenarbeit mit inspirierenden Weggefährten, was uns als Künstler zusätzlich motiviert. So entstand in der Vergangenheit etwa die Edition „Dialog der Künste“, die wir zusammen mit Musikern konzipieren durften. Oder eine „Regenwald Edition“, die aus unserer großen Ausstellung im Museum Koenig in Bonn hervorgegangen ist. Und zuletzt unsere „Siebengebirge Art Edition”, die 2021 veröffentlicht wurde.
Was ist nach der Fertigstellung nun künftig mit Eurem Kölner-Dom-Projekt geplant?
Wir möchten weiter mit dem ZDV kooperieren, planen eine Präsentationsveranstaltung in unmittelbarer Nähe des Doms und würden die Edition natürlich insbesondere den ZDV-Mitgliedern sehr gern nahebringen. Ganz wichtig sind uns aber auch Gespräche mit Unternehmen, Institutionen und Persönlichkeiten der Region, die sich für das Thema und unser Projekt begeistern und daran teilhaben möchten. Darüber hinaus wird es Ausstellungen
und besondere Themenabende geben, und bei all dem, wie auch bei der Herausgabe der Art
Edition, leitet uns ein Wunsch: Wir möchten interessierten Menschen einen neuen, künstlerischen Blick auf das einmalige Bauwerk und Kulturdenkmal Kölner Dom mit all seinen unterschiedlichen Facetten ermöglichen.
Dabei wünsche ich Euch viel Erfolg und alles Gute!
Das Interview führte der Kunsthistoriker
Dr. Martin Dopychai
